Sebastian Jakl 17. März 2015
Wie schon im Post „Winter Flora“ beschrieben, gibt es in der Natur während der kalten Jahreszeit sehr wohl eine Vielfalt an Farben und Formen – man muss dem Auge nur etwas mehr Zeit gönnen, damit es sich überhaupt erst auf diese kleinen Naturwunder einlassen und sie dann erkennen kann. Einmal im „Detail-Modus“ finden sich plötzlich immer mehr davon, und es fällt schwer, von ihnen abzulassen und wieder in die Tristesse des Winter-Alltags zurückzukehren.
Es sind also Genüsse, die einzig durch das „Sich-Einlassen“ möglich sind – und das erfordert seine Zeit. Vergleichbar ist das mit genussvollem Musikhören: Erst wenn man ganz genau – und immer wieder – hinhört, nimmt man Passagen, Instrumente, Färbungen und Feinheiten wahr, die einem das Musikstück erst so richtig versüßen und in kaum entrinnbare Verzückung versetzen. Vorausgesetzt das Musikstück ist gut!
Ein solcher Genuss kann niemals beim einmaligen Hinhören oder Nebenher-Konsumieren erfahren werden. In unserer Schnell-Konsum-Welt, in der Dinge im buchstäblichen „Vorüberscrollen“ geliked werden sollen, kann ein tiefgründiger Genuss zur Mangelerscheinung werden. Anders gesagt: Dinge, die Genüsse erst beim „Sich-Einlassen“ auslösen, haben in der von Social Media Newsfeeds geprägten Kommunikationskultur so gut wie keine Chance, sich als relevant zu etablieren. Für den besonderen Genuss muss man sich also im wahrsten Sinne ausklinken, entschleunigen und: einlassen.
Das ist die Winter-Chance. Im üppigen Sommer brummt dafür das Leben.
Alle Fotos gemacht mit OLYMPUS OM-D EM-10, 14-150mm oder 45mm
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